[POSAUNENCHOR UMMERN]

[SEIT 1875]                [ANDERS]                  [IRGENDWIE BESONDERS]

 

[Die Geschichte]

Wenn wir über die Gründung des Posaunenchores Ummern sprechen wollen, sollten wir vielleicht auch die politische und wirtschaftliche Situation von 1875 in unserem Lande betrachten. Hannoverland war 1866 von Preußen annektiert und unter Preußens Führung war das Kaiserreich entstanden. Man achtete die Preußen zwar als Herren, aber man liebte sie nicht. Auf  dem Lande waren aus den ehemals lehenspflichtigen freie Bauern mit  eigenem Besitz geworden. Die Menschen waren stolz auf das Erreichte, aber gleichzeitig nahm die Suche nach dem Sinn des Lebens und dem Wert der christlichen Lehre zu. So kam es, dass einige Gemeindeglieder aus  Ummern und Pollhöfen sich von der Kirchengemeinde absonderten, weil sie  meinten, der Hohner Pastor wäre zu weltlich gesinnt. Sie fuhren an den  Wochenenden nach Hermannsburg, um Pastor Louis Harms zu hören. Später gründeten diese Versammlungsleute (wie sie sich nannten) die heutige  SELK in Gr. Oesingen.

Nachdem 1871 in Oesingen ein Chor entstand, entnehmen wir einem alten Protokoll folgende Sätze:Auch in Ummern wollten die Versammlungsleute einen eigenen Chor haben. Schuhmachermeister Heinrich Müller aus Ummern, der  ein sehr feines Gehör und musikalische Fähigkeiten hatte, er leitete den gemischten Sängerchor von Ummern und Pollhöfen, nahm sich der Sache an. Er beauftragte Heinrich Harms, damals Student am Seminar in  Lüneburg, den Blaschor einzurichten. Hartwig Harms schreibt dazu  folgendes: „Wir ließen 11 Instrumente aus Neukirchen/Sachsen kommen und  in den Herbstferien 1875 übte ich den Ummerschen Chor ein. Die beiden  Thölken bliesen 1. Stimme mit Bauer Gottschalk als dritten. Heinrich  Misselhorn aus Pollhöfen blies das Tenorhorn 1. Stimme, Bauer Kuhls und  Gruppe und noch einer, ich glaube ein Laue aus Pollhöfen bliesen die  2.Stimme. Christoph Laue vom Glissenberg und Fritz Gottschalk bliesen 3. Stimme, H. Müller/Glissenberg das E-Bombardon und Krüger aus Pollhöfen  die kleine F-Tuba. Wir bliesen auf dem Glissenberg“, so Harms weiter -, „am Tage schrieb ich die Noten und abends wurde geblasen. So entstand ein guter Posaunenchor in Ummern, über den sich auch Pastor Meyer aus Hohne freute. Die Leitung des Chores übernahm Heinrich Müller vom Glissenberg und nach ihm sein Sohn.”

Pastor Meyer war 1875 in die Parochie Hohne gekommen und er wurde als gläubig eingestuft. Trotzdem kam es 1878 zur Separation, d.h. zur Abspaltung in der Kirchengemeinde. Hartwig Harms schreibt darüber: „Pastor Meyer konnte sich nicht damit befreunden und zu seinem eigenen  Schaden predigte er dagegen und stieß so die ernsten Christen in der  Gemeinde zurück.”

Aus einem Vortrag von G. Schulz aus Oesingen entnehmen wir: Bei der Separation verließen aber nicht alle Versammlungsleute die Landeskirche, der Posaunenchor blieb bestehen, er blies sowohl in Gr. Oesingen als auch in Hohne.” Es soll bemerkt werden, dass zuerst nach Militärschreibweise geblasen wurde, das bedeutete, beim Zusammenblasen  mit der Orgel mussten die Noten umgeschrieben werden, beim heutigen Blasen nach Klavierschreibweise ist das nicht mehr notwendig.

Vom Ummerschen Posaunenchor hören wir wieder in einem Heft von Heinrich  Dress „Lobet den Herren” von 1921: „1895 am Trinitatisfest gab der Ummeraner Posaunenchor in Pollhöfen ein schönes Fest, das Programm war  nicht länger aber inhaltsreicher geworden. Unter der exakten Leitung von H. Müller sen. klappte das Gesamtblasen. Trotz stolperiger  Wegeverhältnisse konnten Märsche verständnisvoll zu Gehör gebracht werden. Erschwerend für Weitreisende war das Fehlen sämtlicher Klein- und Nebenbahnen, alles musste per Achse oder auf Schusters Rappen zurückgelegt werden.”

Man ist also anscheinend mit Marschmusik gemeinsam zum Festplatz marschiert, das geht aus der Erwähnung “stolperiger Wegeverhältnisse” hervor.

Über die Arbeit des Chores ist weiterhin kein Protokoll geführt worden, es  ist auch zu unserer Zeit im Chor Ummern nie etwas über diesen alten Chor gesagt worden. Ich denke da an unseren verehrten Vorsitzenden Heinrich  Brammer. Er ist 1891 geboren und hätte über diese Dinge Kenntnis haben müssen. Immerhin fiel ja auch der 1. Weltkrieg in diese Zeit und es ist  anzunehmen, dass ähnlich wie im 2. Weltkrieg auch zu dieser Zeit nicht  geblasen wurde. Heute nun freuen wir uns, dass Unterlagen gefunden wurden, die diese lange Zeit der Posaunenarbeit in Ummern belegen.

Karl-Heinrich Dralle, im Jahr 2000

 

[Die Neugründung im Jahr 1924]

 

Bis zum Jahr 1997 gingen wir von einer Posaunenchorgründung in Ummern im  Jahr 1924 aus. Laut Aufzeichnungen hatte der ehemalige Pastor, Herr  Heinrich Meisieck, die Idee, einen Posaunenchor in der Kirchengemeinde  Hohne zu gründen. Es meldeten sich u.a. 14 Männer aus Ummern, die  Interesse an der Posaunenmusik hatten. Heinrich Brammer, damals  Bürgermeister von Ummern, hatte aufgrund des regen Interesses, den  Gedanken gefasst, einen eigenen Posaunenchor in Ummern zu gründen. Nach  einigen Sammlungen wurden Instrumente und Notenmaterial angeschafft.  Doch mit dieser Ausrüstung lassen sich nicht sofort Choräle spielen,  also kam aus dem Stephansstift Hannover ein Diakon, Bruder Denks. Er  unterrichtete die angehenden Bläser eine Woche lang, jeden Abend. Nach  dieser kurzen Zeit konnten schon erste Choräle geblasen werden. Ein Vortragsstück wurde auch schon auf dem 1924 stattfindenden Posaunenfest  in Wahrenholz geblasen. Es war der Choral: „Steil und dornig ist der  Pfad”.

Heinrich Brammer wurde Vorsitzender des Posaunenchores. Dieses Amt übt er 54  Jahre aus und hat den Chor stets würdig repräsentiert und unterstützt.  Erwähnenswert ist, dass er nie selber ein Instrument gespielt hat. Die  Chorleitung übernahm Heinrich Müller, da er Erfahrung als Militärmusiker hatte.

Die Einsatzfreude der Bläser muss recht groß gewesen sein, denn es wurde  u.a. zu jeder Beerdigung geblasen, wie uns einige Chorgründer  berichteten.

In der Kriegszeit wurde das Blasen eingestellt und im Dezember 1964 wieder aufgenommen. In einer wieder einwöchigen Schulung unterrichtete Bruder Denks schon erfahrene und einige junge Bläser.

Durch diese jungen Bläser hatte der Chor nun eine gute Besetzung. Der  damalige Chorleiter Ferdinand Hänig, Organist in Hohne, hatte u.a. eine besondere Art, schwierige Stücke einzuüben. Er schlug mit seinem  Holzpantoffel so laut auf einer Schulbank den Takt, dass er die  Instrumente damit übertönte. Das damals 25jährige Bestehen des Chores  (Gründung 1924) wurde 1949 mit einem Posaunenfest unter den Eichen am Ehrenmal gefeiert. Die Leitung hatte damals Hermann Müller, ein Sohn des ersten Chorleiters, der inzwischen aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückgekommen war. Hier sei erwähnt, dass Heirich Müller (ehem. Müller 7) letzter lebender Chorbegründer von 1924 war.

Nun folgten viele Jahre mit wöchentlichen Übungsstunden und  Bläsereinsätzen. Gott zur Ehre und seinen Mitgliedern und der Gemeinde  zur Erbauung und Freude. Zu den größten Ereignissen des Chores in dieser Zeit zählen die Posaunenfeste 1959 und 1965, ansonsten hatte der Chor jährlich schon ca. 50 Bläsereinsätze.

Gerhard Denkewitz übernahm 1970 die Leitung des Posaunenchores, ab 1980 geschah dies wechselweise mit Werner Lichthardt. Auch im Vorstand des Chores  gab es einen Wechsel. Nach 54jähriger Tätigkeit als 1. Vorsitzender gibt Heinrich Brammer sein Amt 1978 an Karl-Heinrich Dralle ab. 1976 wurde wieder ein Kreisposaunenfest in Ummern ausgerichtet. Über 200  Bläserinnen und Bläser kamen trotz wenig verheißungsvoller Witterung  nach Ummern. Auf dem Hof von Bauer Bühring fanden Chöre und Gäste unter  einem weit ausladenden Schauer gut Platz. Man kann sagen, Ummern wurde an diesem Tag zu einem klingenden Dorf. Morgens vor, in und nach dem Gottesdienst spielten die Posaunenchöre und nachmittags fand das Kreisposaunenfest statt.

Um den Bläsernachwuchs hatte man sich im Chor auch Gedanken gemacht und  1981 eine Anfängerschulung ins Leben gerufen. Zwar reduzierte sich die  damalige Anzahl der Anfänger durch berufliche oder private Veränderungen wieder, doch hat der Chor bis heute keine nennenswerten  Nachwuchssorgen. Zurzeit blasen 29 Bläser und Bläserinnen im Alter von  15-70 Jahren aktiv im Chor. Dass Frauen im Posaunenchor mitspielen, war  in den Statuten von 1924 nicht vorgesehen. Da hieß es u.a.: Der Posaunenchor hat zugleich die Aufgabe, sich der heranwachsenden männlichen Jugend der Gemeinde anzunehmen.”

Nach wiederum einigen Jahren freudigem und regelmäßigem Blasens im  Posaunenchor hat sich eine kleine Gruppe, überwiegend aus Jungbläsern gebildet, der so genannte Kleine Chor”. Er wurde von Gerhard Denkewitz geleitet, der auch weiterhin die Anfängerschulung vornimmt. Werner Lichthardt hat nun die gesamte Leitung des Posaunenchores. Durch diesen  „kleinen Chor” wart es dem Posaunenchor u.a. möglich, Doppelchöre  einzuüben. Also ist der „kleine Chor” nicht nur durch die zusätzlichen  Übungsstunden, sondern auch durch Erweiterung des Repertoires eine  Bereicherung für den Posaunenchor.

Die jährliche Tagesfahrt und ein Grillabend haben in dem Terminplan der Bläser/innen und ihrer Angehörigen immer Platz, da nicht nur zusammen musiziert, sondern auch die Gemeinschaft gepflegt werden soll.

Nach 15 Jahren als 1. Vorsitzender des Chores stellte Karl-Heinrich Dralle  sein Amt 1993 zur Verfügung. Dieses wurde von Günter Krenz übernommen,  der diese Aufgabe bis heute ausübt. Ein Auszug aus den Statuten von 1924 sei noch erwähnt, dort steht: Die Instrumente dürfen nur zum Zwecke  des Vereins entsprechend nur zur Ehre Gottes gebraucht werden.” Dieses ist auch heute noch so, aber es gehört nun nicht mehr rein kirchliche  Musik zu dem Vorrat an einstudierten Stücken, sondern auch Volkslieder  und Märsche, so dass der Chor in der Dorfgemeinschaft sein Können zeigen und so einen Beitrag leisten kann. Der Chor spielt zu kirchlichen  Veranstaltungen und auf Wunsch bei Grünen, Silbernen und Goldenen  Hochzeiten, Beerdigungen, hohen Geburtstagen und bei Anlässen in den Gemeinden. Im Jahr sind das ca. 55 bis 60 Bläsereinsätze ohne die  wöchentlichen Übungsstunden.

Heidrun Bergmann, im Jahr 2000

 

 

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